Weltpremiere in Frankfurt: Satellitenbasierte Präzisionslandungen auch bei schlechtem Wetter möglich

Am 14. Juli 2022 hat die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH am Frankfurter Flughafen die Nutzung des GBAS-Präzisionslandesystems für Schlechtwetterbedingungen eingeführt. Es ist das weltweit erste System dieser Art.

Die DFS betreibt bereits seit 2012 in Bremen und seit 2014 in Frankfurt digitale Präzisionslandesysteme, also „Ground Based Augmentation Systems“ (GBAS). GBAS bedeutet, dass die Navigation mittels Satelliten erfolgt, jedoch kombiniert mit einem bodengestützten Ergänzungssystem. Nur diese Kombination ergibt die für Präzisionslandungen erforderliche Genauigkeit.

Bislang wurde das System bei Landungen unter guten Sichtbedingungen genutzt. Seit dem 14. Juli 2022 können Flugzeuge nun auch bei Schlechtwetterbedingungen den Flughafen Frankfurt mittels GBAS anfliegen. Das bedeutet eine Nutzung bis zu einer Wolkenuntergrenze von 30 Metern und einer Mindestsichtweite von 300 Metern, in der Luftfahrt bezeichnet man dies als Wetterkategorie II oder „CAT II“.

Volle Landebahnkapazität verfügbar – auch bei schlechtem Wetter
GBAS rückt damit neben dem etablierten Instrumentenlandesystem (ILS) in die Riege der Anflughilfen für den sogenannten Allwetterflugbetrieb auf. Entscheidender Vorteil sind die digitalen Signale des Systems, die von vorausfliegenden Flugzeugen nicht gestört werden. Während beim bislang üblichen Instrumentenlandesystem durch diese möglichen Störungen im Schlechtwetterbetrieb große Abstände zwischen den landenden Flugzeugen vorgesehen werden müssen, erlaubt GBAS Anflüge mit nahezu normalen Abständen. Bei schlechtem Wetter kann so die fast volle Kapazität der Landebahnen ausgeschöpft und Verspätungen können vermieden werden.

Voraussetzung für die Nutzung ist, dass Flugzeuge mit dem System ausgestattet sind. Schon wenn 30 Prozent der Cockpits die neue Technik an Bord haben, ist mit spürbaren Kapazitätsvorteilen zu rechnen – das haben Simulationen im Vorfeld gezeigt.

Die erste Landung unter Nutzung des neuen Verfahrens erfolgte mit einem Airbus A319 der DLH Deutsche Lufthansa mit der Flugnummer LH273 aus Mailand-Linate.

Realisiert wurden die neuen GBAS CAT II Anflugverfahren im Rahmen des durch die Europäische Union geförderten Projekts „SESAR DREAMS“. In den paneuropäischen SESAR-Projekten erarbeiten Flugsicherungsorganisationen, Fluggesellschaften, Flughäfen und andere Technologiepartner gemeinsam Perspektiven für den Luftverkehr der Zukunft. Mit der Nutzung des neuen GBAS Landing System für den Allwetterflugbetrieb hat die Expertengruppe weltweite Pionierarbeit geleistet.

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Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH ist ein bundeseigenes, privatrechtlich organisiertes Unternehmen mit rund 5.600 Mitarbeitern (Stand: 31.12.2021). Die DFS sorgt für einen sicheren und pünktlichen Flugverlauf. Die rund 2.200 Fluglotsen haben in Spitzenjahren mehr als drei Millionen Flüge durch den deutschen Luftraum geleitet, täglich bis zu 10.000. Das Unternehmen betreibt Kontrollzentralen in Bremen, Karlsruhe, Langen und München sowie Tower an den 15 internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland. Die Tochtergesellschaft DFS Aviation Services GmbH vermarktet flugsicherungsnahe Produkte und Dienstleistungen und ist für die Flugverkehrskontrolle an neun deutschen Regionalflughäfen sowie an den Flughäfen London-Gatwick und Edinburgh verantwortlich. Die DFS arbeitet maßgeblich an der Integration von Drohnen in den Luftverkehr und hat mit der Deutschen Telekom das Joint Venture Droniq GmbH gegründet. Das Tochterunternehmen R. Eisenschmidt GmbH vertreibt Publikationen und Produkte für die Allgemeine Luftfahrt, die Kaufbeuren ATM Training (KAT) bildet militärisches Flugsicherungspersonal aus, und das Joint Venture FCS Flight Calibration Services bietet Flugvermessungsdienstleistungen an.

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Das Projekt wurde vom SESAR Joint Undertaking im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms "Horizont 2020" der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 874469 gefördert.