Mehr Flächen für den Windkraftausbau in der Region Hannover

Nach der Umrüstung zum Doppler-Drehfunkfeuer (DVOR) nimmt die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH die Navigationshilfe Nienburg für Luftfahrzeuge zum 28. Juni wieder in Betrieb. Die neue Anlage ist im Vergleich zum zuvor genutzten Anlagentyp (CVOR) deutlich unempfindlicher gegenüber Störeinflüssen von Windkraftanlagen. So kann der zum Schutz der Signale eingerichtete Anlagenschutzbereich von 15 auf sieben Kilometer Radius verkleinert werden, was einer Flächenreduktion um 75 Prozent entspricht. Das schafft mehr Platz für den Ausbau der Windenergie in der Region. Anlagenschutzbereiche waren jedoch nie eine Bauverbotszone. In diesen Gebieten muss lediglich gesondert geprüft werden, ob von dem Bauwerk eine mögliche Störung von Flugsicherungsanlagen ausgeht.  

„Das Neustädter Land ist ein Schwerpunkt des Windenergieausbaus in der Region Hannover. Wir freuen uns, dass der konstruktive Austausch mit der DFS dazu geführt hat, dort voraussichtlich fast 900 Hektar zusätzliche Flächen für die Windkraft nutzbar zu machen“, berichtet Jens Palandt, Dezernent für Umwelt, Klima, Planung und Bauen der Region Hannover. Die Region will schnellstmöglich klimaneutral werden und weist dafür knapp 2,5 Prozent ihrer Fläche als Vorranggebiete für die Windenergienutzung aus. Nach aktuellen Berechnungen braucht die Region zum Erreichen ihrer Klimaziele jährlich etwa 4.700.000 Megawattstunden Strom aus Windenergie. Rund 13 Prozent davon könnte auch dank der Umrüstung des Drehfunkfeuers im Neustädter Land produziert werden. „Das ist ein spürbarer Beitrag zur Energiewende und hilft dabei, unseren Strombedarf schnellstmöglich bilanziell vollständig aus erneuerbaren Energien zu decken“, so der Dezernent. 

Bereits seit 2019 arbeiten die DFS, die Region Hannover und der Landkreis Nienburg gemeinsam daran, die Interessen von Windkraftausbau und verlässlichen Navigationssignalen für die Teilnehmer im Luftverkehr in Einklang zu bringen. „Bei dem dreijährigen Modellversuch ´Flugsicherheitsbelange in der Raumordnung´ konnten wir die Raumplaner der Region Hannover mit Modellberechnungen unterstützen, Vorranggebiete für den Ausbau der Windkraft auszuweisen“, erläutert Dr. Morten Grandt, Leiter Navigationsdienste bei der DFS. „Die dabei gesammelten Erkenntnisse flossen in neue Verfahren ein, auf deren Basis die DFS mittlerweile mit Planungsbehörden bundesweit zusammenarbeitet.“ 

Bund unterstützt finanziell 
In Deutschland werden aktuell 48 Drehfunkfeuer betrieben, darunter 41 Doppler-Drehfunkfeuer (DVOR) und sieben konventionelle Drehfunkfeuer (CVOR). Die in Bezug auf Windkraftanlagen störanfälligeren CVOR werden mit Ausnahme der Anlage auf der Insel Helgoland mit finanzieller Unterstützung der Bundesregierung in weniger empfindliche DVOR um- oder gänzlich abgebaut, so wie die vormalige CVOR Nienburg.   

Mit Einführung moderner, vorrangig satellitengestützter Navigationsverfahren sind seit 2002 von ursprünglich rund 70 bereits 22 Drehfunkfeuer abgebaut worden. Der Abbau wird europaweit fortgesetzt bis auf ein Grundgerüst von Drehfunkfeuern. Dies wird als Ausfall-Infrastruktur benötigt, falls Satellitensignale nicht verfügbar oder gestört sind. Die beiden DVOR Nienburg und Sarstedt in der Region Hannover gehören zu diesem Grundgerüst. „Wie die kürzlich im Ostseeraum aufgetretenen Fälle von Störungen des Satellitennavigationssystems GPS zeigten, sind wir gut beraten, eine bodengebundene Redundanz für die Navigation im Luftraum vorzuhalten“, betont Morten Grandt. 

21.000 Quadratkilometer für den Ausbau der Windkraft 
Ausgehend von einer gemeinsamen Initiative von DFS und der Bundesministerien für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie für Digitales und Verkehr (BMDV) im Februar 2023 konnten die Schutzbereiche aller Doppler-Drehfunkfeuer von 15 auf sieben Kilometer Radius verkleinert werden. Damit gibt die DFS eine Fläche von fast der Hälfte der Größe Niedersachsens (21.000 Quadratkilometer) für den Ausbau der Windkraft frei, innerhalb dessen keine gesonderte Prüfung mehr notwendig ist. 

Die Neubewertung der Anlagenschutzbereiche war das Ergebnis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Diese hatte die DFS gemeinsam mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) im Rahmen des vom BMWK geförderten Forschungsprojekts WERAN („Wechselwirkung Windenergieanlagen und Radar/Navigation“) gewonnen. Ziel war es, den störungsfreien Betrieb von Flugsicherungsanlagen zu gewährleisten und dabei in größtmöglichem Umfang den Ausbau der Windenergie zu berücksichtigen.   

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Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH ist ein bundeseigenes, privatrechtlich organisiertes Unternehmen mit rund 5.700 Mitarbeitern (Stand: 31.12.2023). Die DFS sorgt für einen sicheren und pünktlichen Flugverlauf. Die rund 2.200 Fluglotsen haben in Spitzenjahren mehr als drei Millionen Flüge durch den deutschen Luftraum geleitet, täglich bis zu 10.000. Das Unternehmen betreibt Kontrollzentralen in Bremen, Karlsruhe, Langen und München sowie Tower an den 15 internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland. Die Tochtergesellschaft DFS Aviation Services GmbH vermarktet flugsicherungsnahe Produkte und Dienstleistungen und ist für die Flugverkehrskontrolle an neun deutschen Regionalflughäfen sowie am Flughafen Edinburgh verantwortlich. Die DFS arbeitet maßgeblich an der Integration von Drohnen in den Luftverkehr und hat mit der Deutschen Telekom das Joint Venture Droniq GmbH gegründet. Das Tochterunternehmen R. Eisenschmidt GmbH vertreibt Publikationen und Produkte für die Allgemeine Luftfahrt, die Kaufbeuren ATM Training (KAT) bildet militärisches Flugsicherungspersonal aus, und das Joint Venture FCS Flight Calibration Services bietet Flugvermessungsdienstleistungen an.