Flugverläufe und Flugverfahren


Wie viele Flugzeuge fliegen im Rhein-Main-Gebiet? Wie hoch sind die Flugzeuge im Anflug auf München? Welche Route nehmen Piloten nach dem Start am Berliner Airport? Mit unserem Radardatensystem Stanly Track können Sie die aktuellen Flugbewegungen im deutschen Luftraum nachverfolgen. Am oberen rechten Rand haben Sie die Möglichkeit, als Filter verschiedene Flughäfen auszuwählen. Am oberen linken Rand können Sie einen Rückblick über eine bestimmte Zeitspanne erstellen.

Seit Juli 2025 wird am Flughafen Frankfurt eine neue Abflugroute genutzt, die von der Startbahn 18 sowie der Bahn 25C in Richtung Südosten führt. Das Verfahren trägt den Namen CINDY/SULUS und ist auch unter der Bezeichnung „AMTIX-kurz“ bekannt. Ziel der neuen Routenführung ist es, die Lärmbelastung im dicht besiedelten Norden Darmstadts – insbesondere in den hoch betroffenen Kommunen Arheilgen und Kranichstein – deutlich zu reduzieren.
Die neue Route wurde nach intensiven Beratungen in der Fluglärmkommission Frankfurt (FLK), im Forum Flughafen und Region (FFR) sowie bei öffentlichen Anhörungen vom Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) offiziell festgelegt. Die Entscheidung basiert auf umfangreichen Untersuchungen und einem Variantenvergleich.
Die neue Flugführung verläuft nun über weniger dicht besiedelte Gebiete, vor allem zwischen Darmstadt-Wixhausen und Erzhausen. Dort entstehen neue Belastungen, während die Gesamtbelastung durch Fluglärm unter Berücksichtigung der Bevölkerungsdichte optimiert wird.
Zur objektiven Bewertung der Auswirkungen wird die Umsetzung ein Jahr lang durch ein umfassendes Monitoring begleitet. Die Fraport AG, das Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) sowie die Fluglärmschutzbeauftragte analysieren Flugspuren und führen stationäre sowie mobile Lärmmessungen durch – unter anderem in Wixhausen, Erzhausen, Egelsbach und Arheilgen. Die Ergebnisse sollen einen transparenten Vorher-Nachher-Vergleich ermöglichen und der Öffentlichkeit sachlich zugänglich gemacht werden.
Weitere Informationen zu diesem Verfahren finden Sie auch auf der
Webseite des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung.

Flugzeuge, die von der Startbahn West aus in östlicher oder südöstlicher Richtung fliegen, nutzen in der Regel die Abflugstrecken CINDY oder SULUS. Genau genommen handelt es sich bei den Namen um zwei Wegpunkte, die mithilfe des Flight Management Systems eines Flugzeuges angeflogen werden können. Die Abflugstrecke SULUS wird von Flugzeugen beflogen, die eine (nord-)östliche Destination haben, die Abflugstrecke CINDY verläuft in südöstlicher Richtung. Beide Abflugstrecken haben den Wegpunkt AMTIX als ersten Zielpunkt gemeinsam. Er befindet sich im Süden der Ortschaft Haingrund, nordöstlich von Bad König. Nach Passieren des Wegpunktes AMTIX verläuft die Strecke zum nächsten Punkt CINDY. Von dort führt eine Abflugstrecke in Richtung Nordost, die sogenannte SULUS-Abflugroute. Flugzeuge mit südöstlichem Ziel bleiben auf der CINDY-Abflugstrecke, während Flüge mit östlichem Ziel zum Wegpunkt SULUS steuern.
Das Forum Flughafen und Region (FFR) ist das zentrale Entscheidungsgremium, im Dialogprozess rund um den Flughafen Frankfurt. Fachlich beraten wird es vom Expertengremium Aktiver Schallschutz (ExpASS). Das Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) liefert wissenschaftliche Daten und Analysen und beantwortet alle Fragen um die dort gemeinsam entwickelten Maßnahmen. Grundsätzliche Fragen zur Entstehungsgeschichte von AMTIX neu sind vom UNH zu beantworten.
Die DFS ist verantwortlich für die Planung von Flugverfahren, auch unter dem Begriff “Flugrouten” bekannt. Oberstes Ziel ist die sichere, geordnete und flüssige Verkehrsabwicklung mithilfe dieser Flugverfahren. Bei der Gestaltung neuer An-/Abflugverfahren berücksichtigt die DFS zudem internationale Vorgaben, die technische Machbarkeit und Umweltaspekte. Die endgültige Genehmigung erfolgt durch das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF), das ein Flugverfahren per Rechtsverordnung festlegt.
Bei Gewitterzellen im Umfeld des Flughafens werden An- und Abflüge aus Sicherheitsgründen um diese Wetterzonen herumgeleitet, da das Durchfliegen gefährlich sein kann.
Befindet sich beispielsweise ein Gewitter im Bereich von Erzhausen und Langen, so werden aus Sicherheitsgründen Flugzeuge für den Direktflug um das Gewitter herum freigegeben. In einer solchen Situation würden dann Flugzeuge zum Beispiel über Darmstadt direkt geführt werden.
Statt den regulären Routen folgen die Flugzeuge dann den individuellen Anweisungen der Fluglotsen, die sie sicher um das Gewitter herumleiten. In solchen Fällen hat die Sicherheit Vorrang vor der Einhaltung festgelegter Abflugverfahren.
An- und Abflüge von und zu einem Flughafen erfolgen grundsätzlich nach festgelegten Verfahren, die die DFS anhand von Kriterien der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO konstruiert. Bis zu einer bestimmten Flughöhe ist die Einhaltung dieser festgelegten Strecken – insbesondere während des Abfluges – ein Muss. Ist die Sicherheitsmindesthöhe und Sicherstellung der Radarabdeckung erreicht, dürfen Piloten nach Rücksprache mit den Fluglotsen die Abflugstrecke verlassen und vorzeitig den nächsten Streckenabschnitt befliegen. Ein frühzeitiges Verlassen der Route – ein so genannter “direct” – kann zum Beispiel dann sinnvoll sein, wenn das Flugziel im Nordosten liegt, das Flugverfahren jedoch nach Südosten führt. Das verkürzt die Flugstrecke und vermindert den Kohlendioxidausstoß, weil das Flugzeug weniger Treibstoff verbrennt.
Das Luftverkehrsgesetz schreibt vor, die Bevölkerung vor unzumutbaren Lärm zu schützen. Demzufolge hat sich die DFS verpflichtet, grundsätzlich keine Freigabe zum Verlassen des Abflugverfahrens unterhalb von 5.000 Fuß zu erteilen – das entspricht einer Höhe von 1.500 Metern.
In Frankfurt gelten über die bundesweite Selbstverpflichtung hinaus verschärfte Höhen für die Erteilung von Einzelfreigaben zum Direktflug. So werden tagsüber, zwischen 7 und 22 Uhr strahlgetriebene Flugzeuge (Jets) ab Erreichen einer Flughöhe von rund 6000 Fuß (1800 m) für einen Direktflug freigegeben, Propellermaschinen ab 3500 Fuß (1100 m). In den so genannten Randstunden, das heißt zwischen 22 und 23 Uhr sowie zwischen 6 und 7 Uhr Ortszeit liegt die Abdrehhöhe bei mindestens 8000 Fuß (rund 2400 m).
In der Nachtzeit, das heißt zwischen 23 und 5 Uhr, liegt die Höhe für Direktfreigaben bei mindestens 10.000 Fuß (je nach Luftdruck rund 3000 m).
Neben der Verkürzung von Streckenführungen machen auch andere Gründe für die Erteilung eines "directs” zwingend notwendig, zum Beispiel eine medizinische Vorrangbehandlung eines Fluges („Hospital“).
„TEDGO-neu“ ist ein im Februar 2023 eingeführtes neues Abflugverfahren am Flughafen Stuttgart, das bei Betriebsrichtung 07 unmittelbar nach dem Start nahezu eine 180-Grad-Kurve entlang des Wegpunktes „TEDGO“ in Richtung Südwesten bzw. Süden vorsieht. Das satellitengestützte Verfahren nach RNP-Standard macht es möglich, dicht besiedelte Gebiete zu umfliegen und zugleich Umwege zu vermeiden.
Bei „TEDGO-neu“ handelt es sich um ein reguläres, vom Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) ordentlich festgelegtes Verfahren. Im Rahmen der Beratung in der Fluglärmkommission (FLK) Stuttgart wurde eine einjährige Testphase vereinbart, die am 22. Februar 2024 endete. Ein vom Land beauftragtes Ingenieurbüro maß in allen Gemeinden entlang des neuen Flugweges den Fluglärm. In den abschließenden Bericht zum Probebetrieb gingen auch die Erfahrungen der DFS ein. Aktuelle Berechnungen der Lufthansa Group ergaben eine Spritersparnis von rund 30 Kilogramm pro Flug. Die Lärmbelastung der Bevölkerung sinkt, gemessen am Dauerschallpegel. Seitens der DFS konnte das neue Verfahren ohne Sicherheitseinschränkungen freigegeben werden.
Die FLK hat am 6. Mai 2024 die Einzelberichte der beteiligten Unternehmen zur Kenntnis genommen und schließlich gegen „die vorgeschlagene Änderung der Abflugroute 07/TEDGO“, wie es in dem Grundsatzbeschlussvorschlag hieß, votiert.
Zum Ende des Probebetriebs lesen Sie bitte unsere
Pressemitteilung vom 10. Juni 2024.
